Vom Fahrzeug zum Wohnmobil: Aus- und Umbau, aber wie?
Das eigene Fahrzeug zum Reisemobil umzubauen, ist für viele der erste Schritt in die Freiheit. Egal ob Kastenwagen, ehemaliger Transporter, Sprinter oder Wohnwagen – für jeglichen Selbstausbau finden sich viele Vorschriften. Damit Sie entspannt in den Urlaub starten können, aber auch sicher wieder zurückkommen, ist es notwendig, diese zu beachten. Ab wann also ist ein Wohnmobil wirklich ein Wohnmobil? Wir klären auf und geben Ihnen spezielle Tipps und einen Überblick über die wichtigsten Richtlinien, Voraussetzungen und Möglichkeiten, die es dabei zu beachten gilt.
Gesetzliche Richtlinien und Voraussetzungen
In Deutschland sind beim Aus- und Umbau von Fahrzeugen zu Wohnmobilen bestimmte gesetzliche Vorgaben zu berücksichtigen. Die folgenden Punkte sind von besonderer Bedeutung:
Zulassung als Wohnmobil
Damit Ihr umgebauter Camper rechtlich als Wohnmobil gilt, muss er bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehören beispielsweise feste Einbauten wie Schlafgelegenheit, Sitzgelegenheit und Kochmöglichkeit. Die Zulassungsbehörde muss Ihnen eine Einzelbetriebserlaubnis nach § 21 StVZO für Ihren umgebauten Sprinter erteilen. Dafür benötigen Sie ein Gutachten nach § 19 (2) StVZO, das Ihnen von verschiedenen Prüfstellen ausgestellt werden kann.
Falls der Selbstausbau zu einem Reisemobil nicht von den Behörden abgenommen wird, behält das Fahrzeug seine ursprüngliche Klassifizierung. Dies kann ernsthafte Folgen haben. Gesetzlich werden Wohnmobile als Unterklasse von Personenkraftwagen (Pkw) betrachtet. Wenn das Ausgangsfahrzeug bereits als Pkw zugelassen ist, wird der Ausbau als Ladung angesehen und muss gemäß § 22 StVO ordnungsgemäß gesichert werden. Die Tatsache, dass keine offizielle Umschreibung zu einem Sonderfahrzeug erfolgt ist, hat keine Auswirkungen auf die Zulassung. Anders verhält es sich bei Fahrzeugen, die als Nutzfahrzeug zugelassen sind. Wenn die spezifischen Anforderungen an die Transporteigenschaften eines Lastkraftwagens nicht mehr erfüllt sind, erlischt die Betriebserlaubnis. In einem solchen Fall muss das Fahrzeug umgeschlüsselt werden, um als Wohnmobil zugelassen werden zu können.
Technische Anforderungen
Der Selbstausbau zum Camper sollte den technischen Anforderungen entsprechen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Dazu zählen Aspekte im Innenausbau wie die Stabilität der Einbauten, ausreichende Sichtverhältnisse und die sichere Befestigung von Gegenständen im Fahrzeug. Die verwendeten Materialien sollten nicht nur leicht sein, sondern auch möglichst wenig splittern. Zusätzlich ist es bei der Gestaltung von großer Bedeutung, sicherzustellen, dass Insassen – selbst im Fall eines Zusammenstoßes – keinen Verletzungen durch scharfe oder spitze Kanten ausgesetzt sind. Das bedeutet, dass die Bauteile eine solche Qualität aufweisen und so konstruiert sind, dass sie im Falle eines Unfalls keine potenzielle Gefahr darstellen. Beispielsweise sollten Ecken abgerundet oder mit gummierten Oberflächen versehen werden. Des Weiteren ist es essenziell, dass Schränke und Türen im Camper so gestaltet sind, dass während der Fahrt keine Gegenstände herausfallen können. Ein sicheres Schließen dieser Elemente ist von großer Wichtigkeit, um die Unversehrtheit der Insassen und eine störungsfreie Fahrt zu gewährleisten.
Häufig vergessen und selten zu finden ist ein Fluchtweg. Dieser spielt eine entscheidende Rolle, um das Wohnmobil im Notfall sicher verlassen zu können. Es ist deshalb wichtig, für jeden Sitzplatz zwei voneinander unabhängige Fluchtmöglichkeiten zu planen. Als Fluchtweg dienen sowohl Notausgänge in Form von Türen als auch Notausstiege wie Fenster, Luken und Klappen in angemessener Größe.
Gas- und Elektroinstallationen
Wollen Sie beim Camperausbau Gasanlagen oder elektrische Installationen einplanen (z. B. für Kochen oder Beleuchtung), müssen diese den geltenden Normen und Sicherheitsvorschriften entsprechen. Häufig finden sich beim Wohnmobilausbau beispielsweise zu dünne Kabel. Eine Gasanlage oder elektrische Installation muss von einem Fachbetrieb abgenommen und regelmäßig überprüft werden.
Je nach Prüfstelle werden unterschiedliche Anforderungen an das Kochfeld im Camper gestellt. Sowohl DEKRA als auch TÜV Rheinland setzen auf den festen Einbau des Kochfeldes als Voraussetzung. Der TÜV Nord hingegen betrachtet die Verwendung von tragbaren, einflammigen Gaskartuschen-Kochern als mögliche Kochgelegenheit, sofern der Kocher für den stabilen Betrieb einen festen Stand aufweist und eine sichere Unterbringung gewährleistet ist. Der TÜV Süd findet, dass Spirituskocher eine Option sind, solange sie sowohl für den Innenraum geprüft als auch verschraubt werden können. Dieser Ansatz wird jedoch vom TÜV Rheinland abgelehnt. Als Alternative für Ausbauer, die keine umfassende Gasanlage einbauen möchten, kommen fest installierte Elektroplatten in Betracht. Diese müssen gemäß den VDE-Vorschriften fest verschraubt werden können und sowohl über Sicherungsschutz als auch eine entsprechende Außensteckdose verfügen.
Um das eigene Fahrzeug oder den Campingbus warm zu halten, ist es möglich mit einer Gas-, Elektro- oder Standheizung zu arbeiten. Wer eine zusätzliche Heizung integrieren möchte, sollte darauf achten, dass diese bauartgenehmigt ist und entsprechend der Anleitung eingebaut wird. Die Fabrikskennzeichnung mit dem Prüfzeichen muss auch nach dem Einbau stets deutlich ablesbar sein. Die Notwendigkeit einer Überprüfung des ordnungsgemäßen Einbaus hängt von den Angaben in der Bauartgenehmigung ab.
Sitz- und Schlafgelegenheiten, Maße und Gewicht
Für die Zulassung ihres Kastenwagens als Wohnmobil sind fest eingebaute Sitz- und Schlafgelegenheiten erforderlich. Diese Ausbauten sollten den gesetzlichen Vorgaben für Sitz- und Liegekomfort entsprechen. Selbst eine umgeklappte Sitzgelegenheit kann als Schlafplatz dienen, wenn dadurch eine ausreichend große und ebene Liegefläche geschaffen wird. Zu den Sitzplätzen im Camper findet sich immer ein Tisch. Dieser kann abnehm-, abklapp- oder wegdrehbar sein.
Die Abmessungen und das Gewicht des umgebauten Wohnmobils müssen den zulässigen Grenzwerten entsprechen. Beachten Sie hierbei beim Selbstausbau ihres Sprinters die Vorgaben für Länge, Breite und Gesamtgewicht. Beim Gesamtgewicht sollte auch auf die Besetzung der Sitzplätze während der Fahrt geachtet werden. Wie viele Personen sich im fahrenden Fahrzeug finden, hängt von der potenziellen Zuladung, dem zugelassenen Gesamtgewicht des Campers und der sicherheitstechnischen Ausstattung der einzelnen Sitze ab.
Außerdem haben viele Fahrzeughersteller strikte Aufbau-Richtlinien, welche die Stabilität der Aufbauten sowie deren Verbindung mit dem Fahrzeug wesentlich beeinflussen. Falls Sie tragende Teile der Karosserie ihres Transporters entfernen oder modifizieren, kann es sein, dass der Fahrzeughersteller solche Veränderungen im Nachhinein explizit genehmigen muss.
Bereiche des Ausbaus
Beim Ausbau Ihres Wohnmobils gibt es verschiedene Bereiche, die Sie in Betracht ziehen sollten:
- Basisvorkehrungen: Beginnen Sie mit der Dämmung, Isolierung und dem Bodenaufbau. Eine gute Isolierung ist wichtig, um den umgebauten Sprinter in verschiedenen Jahreszeiten nutzen zu können.
- Elektrik und Gas: Achten Sie darauf, dass die elektrischen Installationen und die Gasanlage fachgerecht installiert sind und den Normen entsprechen.
- Schlaf- und Sitzgelegenheiten: Planen Sie den Innenraum so, dass sich ausreichend bequeme Schlaf- und Sitzgelegenheiten im Inneren finden, um den Komfort auf Reisen zu gewährleisten.
- Küche und Sanitär: Die Kücheneinrichtung des Sprinters sollte den Anforderungen an Hygiene und Sicherheit genügen. Falls Sie eine Nasszelle einbauen, beachten Sie die gesetzlichen Vorgaben für die Abwasserentsorgung.
- Stauraum: Integrieren Sie ausreichend Stauraum in Ihrem umgebauten Sprinter für persönliche Gegenstände und Reiseutensilien.
Mit dem eigenen Fahrzeug auf große Reise
Der Aus- und Umbau von Fahrzeugen zu Wohnmobilen in Deutschland eröffnet großartige Möglichkeiten für Reisen und Abenteuer. Achten Sie darauf, dass die gesetzlichen Vorgaben und technischen Anforderungen während des Umbaus einzuhalten, um die Verkehrssicherheit und die rechtliche Zulassung zu gewährleisten. Mit sorgfältiger Planung und kreativen Ideen können Sie Ihr eigenes individuelles Wohnmobil gestalten, das Sie auf unvergessliche Reisen begleiten wird.