Solaranlagen für Wohnmobile
Der Urlaub im Wohnmobil bietet begeisterten Campern eine Freiheit, die ein Aufenthalt im Hotel nicht mit sich bringt. Eine Solaranlage kann diese Unabhängigkeit noch verstärken. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, welche Modelle sich für wen eignen und worauf Sie beim Nachrüsten achten sollten, erfahren Sie hier.
Vor- und Nachteile einer Solaranlage
Die Vorteile der Solaranlage liegen klar auf der Hand: Sie sind nicht immer darauf angewiesen, in der Nähe eines Stromanschlusses zu parken. Vor allem diejenigen, die gern an einsamen Orten ihr Wohnmobil aufstellen, können ihren Energiebedarf für mehrere Tage durch die Solaranlage decken, wenn sie passend zum Bedarf konzipiert ist. Aber auch in Notfällen ist der eigene Strom Gold wert: Wenn Sie den angepeilten Campingplatz nicht mehr erreichen, bevor Sie eine Pause machen müssen, sitzen Sie nicht im Dunklen. Der Strom ist zudem umweltfreundlich, da eigens durch Sonnenlicht erzeugt.
Die Nachteile einer Solaranlage hängen vor allem mit äußeren Umständen zusammen: Sie stellt am meisten Strom her, wenn sie direkt in der Sonne steht – etwas, das manche Reisenden mit ihrem Wohnmobil eigentlich vermeiden möchten. Hinzu kommt, dass die Anschaffungskosten je nach Modell stark variieren können – in manchen Fällen dauert es eine Weile, bis sich der Kauf rentiert. Je nachdem, wie schwer oder hoch die Anlage ist, können sich auch Probleme mit dem Gewicht oder der Höhe des Wohnmobils ergeben.
Diese Varianten gibt es
Es gibt starre Solaranlagen, die Sie auf dem Dachträger oder auf Trägerspoilern auf dem Dach anbringen. Diese haben den Vorteil, dass sie dank des Abstands zum Dach des Wohnmobils eine Hinterlüftung haben: Sie werden dadurch weniger heiß – und große Hitze schränkt die Leistung der Solarzellen ein. Auch weisen sie insgesamt eine vergleichsweise hohe Leistung auf. Nachteilig sind ihr relativ hohes Gewicht und die Tatsache, dass das Wohnmobil insgesamt höher wird.
Alternativ können Sie sich für Solarzellen zwischen Kunststofffolien entscheiden. Diese sind bis zu einem gewissen Grad flexibel und lassen sich aufkleben. Meist bringen sie eine etwas weniger gute Leistung als die starre Variante, allerdings sind sie deutlich leichter und erhöhen die Aufbauhöhe kaum. Sie lassen sich jedoch nur schwer entfernen, falls Sie sich ein neues Wohnmobil anschaffen und die Solaranlage mitnehmen möchten.
Eine dritte Möglichkeit ist die mobile Solaranlage: Diese können Sie in einer Tasche oder einer Folie in der Nähe des parkenden Wohnmobils aufstellen oder sie auf dessen Windschutzscheibe platzieren. Erstere Lösung erlaubt es, das Wohnmobil im Schatten zu parken und die Solaranlage in die Sonne zu stellen. Die letztere Lösung ist gut geeignet, wenn die Sonnenstrahlen schräg auf die Solaranlage treffen. Diese Varianten können Sie allerdings nicht während der Fahrt einsetzen, sondern nur während des Campens.
Monokristalline Solaranlagen sind effizienter als polykristalline, die wiederum günstiger sind. Welche Lösung sich für Sie eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Daher sollten Sie sich im Vorfeld eine ganze Reihe von Fragen stellen.
Das sollten Sie beachten
Ehe Sie eine Solaranlage kaufen, sollten Sie verschiedene Punkte feststellen. Diese erleichtern Ihnen im breiten Angebot die Entscheidung. Außerdem sorgen sie dafür, dass Sie genau das bekommen, was für Ihre individuelle Situation am besten geeignet ist.
Wohin fahren Sie am häufigsten?
Sind Sie vor allem in der warmen Jahreszeit in Südeuropa unterwegs, können Sie mit der Solaranlage leicht genügend Strom für Ihre Bedürfnisse produzieren. Sind Sie allerdings Fan der skandinavischen Länder oder haben ein Faible fürs Wintercamping, ist nicht gesagt, dass das Nachrüsten der Anlage Ihnen einen Vorteil bringt: Je schräger die Sonnenstrahlen darauf treffen, desto weniger leistungsfähig sind sie.
Wie hoch ist Ihr Stromverbrauch?
Werfen Sie einen Blick in die Datenblätter aller Geräte, die in Ihrem Wohnmobil Strom verbrauchen: Licht, Kühlschrank, Herd, Heizung, Wasserpumpe, Fernseher, Ladegeräte für Handys und Laptop, … Stellen Sie sicher, dass Sie nichts vergessen. Überschlagen Sie, wie viele Stunden pro Tag die jeweiligen Geräte laufen. Rechnen Sie zusammen und stellen Sie fest, wie viel Strom Sie durchschnittlich benötigen. Gleichzeitig sollten Sie einen Blick auf die Speicherkapazität Ihrer Batterien werfen. Gegebenenfalls müssen Sie auch hier nachrüsten, um möglichst lange autark zu bleiben.
Viele Punkte lassen sich pauschal kaum berechnen: An schönen Sommerabenden sitzen Sie sicher weniger vor dem Fernseher als an verregneten langen Tagen, und im Sommer bleibt die Heizung sicher eher aus, während sie im Winter lebensnotwendig ist. Im Zweifelsfall sollten Sie nach Möglichkeit den Stromverbrauch zur Vorsicht immer etwas höher ansetzen: Es tut Ihnen nicht weh, mehr Strom als nötig zur Verfügung zu haben. Zu wenig Strom hingegen kann zu schwierigen Situationen führen.
Wp bezeichnet nicht den Normalzustand!
Auf den Anlagen ist meist in Watt peak (Wp) angegeben, wie viel Strom sie produzieren können. „Peak“ bedeutet „Spitze“ – und daher sollten Sie sich nicht davon ausgehen, dass die Solaranlage immer so leistungsfähig ist: Das ist sie nämlich nur unter den besten Bedingungen, also wenn die Sonnenstrahlen im optimalen Winkel auf das Paneel treffen, wenn es keine Verschattungen gibt etc.
Um sicherzustellen, dass Sie auch im Teilschatten Strom bekommen, sollten Sie Solarpaneele mit Bypass-Dioden kaufen. Diese sorgen dafür, dass die Stromzufuhr nicht unterbrochen wird, wenn einige der Siliziumzellen verschattet sind. Das kann auch passieren, wenn Sie nicht im Halbschatten parken: Es reicht, wenn ein Blatt auf dem Paneel liegt.
Wie viel Platz haben Sie zur Verfügung?
Möchten Sie eine Solaranlage nachrüsten, ist der beste Platz dafür immer noch das Dach. Hier können Sie ausmessen, wie viel Platz Sie für die Solarpaneele haben. Achtung: Sie sollten möglichst bei der Fahrt komplett in der Sonne liegen! Befördern Sie also im Normalfall etwa Surfbretter oder Kajaks hier, haben Sie eine aufstellbare Dachluke, eine Satellitenschüssel, einen Kamin oder eine Antenne, sollten Sie darauf achten, dass Sie die Solaranlage an einem Platz anbringen, an dem sie nicht von den Schatten der Gegenstände getroffen werden.
Je nachdem, wie viel Platz Ihnen zur Verfügung steht, können Sie unter Umständen zwei günstigere und etwas weniger leistungsfähige Paneele anbringen statt eines kleineren und stärkeren. Finden Sie heraus, inwieweit sich die Preise unterscheiden und welche Option für Sie die günstigere ist.
Der Laderegler muss zu den Batterien passen
Was für Batterien verwenden Sie im Wohnmobil? Der Laderegler, der die Spannung aus den Solarpaneelen für die Batterien aufbereitet, muss zu ihnen passen. Ob Sie Säure-, Gel-, ATM- oder Lithium-Batterien verwenden hat einen Einfluss auf die Art von Laderegler, die Sie kaufen müssen. Falls Sie beim Errechnen Ihres Energiebedarfs gemerkt haben, dass Ihre bisherige Ausstattung nicht ausreichen wird, können Sie überlegen, ob Sie komplett auf Lithium-Batterien umsatteln: Herkömmliche Säure-, Gel- oder ATM-Batterien sollten Sie nämlich immer nur zur Hälfte entladen – was darüber hinausgeht, schadet der Lebensdauer der Batterie.
Möglich ist es, dass Sie einen Laderegler mit Maximum Power Point (MMP) installieren. Er sorgt für eine spannungsmäßige Entkopplung der Solarzellen und der Bordbatterien. Dadurch ist es möglich, beide Teile der Anlage auf dem jeweils optimalen Betriebs- und Ladepunkt zu halten. Hilfreich ist es außerdem, wenn eine Fernanzeige Auskunft gibt über den von der Solaranlage produzierten und vom Regler aufbereiteten in die Batterie gespeisten Strom.
Die Verkabelung muss wasserdicht sein
Die Verkabelung, die die Solarpaneele auf dem Dach mit dem Regler verbindet, muss komplett wasserdicht sein, schließlich ist sie Tag und Nacht den Witterungen ausgesetzt. Gleiches gilt für die Führung der Kabel von außen ins Innere des Wohnmobils. Jede Öffnung ist ein Risiko, daher können Sie überlegen, ob Sie das Nachrüsten Profis überlassen möchten.
Manche Extras sind nicht notwendig, aber angenehm
Wer sich ernsthaft komplett selbst mit Strom versorgen möchte, kann zu einer weit kostenintensiveren Lösung greifen als den bisher genannten: Eine mobile Dachführung sorgt dafür, dass die Solaranlage zu jedem Zeitpunkt genau auf die Sonne ausgerichtet werden kann. Eine ganz gerade Solaranlage fängt schließlich nur zu einem kurzen Zeitpunkt so viele Sonnenstrahlen wie möglich auf. Allerdings sollten Sie sich in diesem Fall in einem Fachgeschäft sorgfältig beraten lassen und einen Profi mit dem Einbau betrauen: Versuchen Sie sich selbst daran und es geht etwas schief, gibt es keine Garantie.
Ob eine extra für Wohnmobile ausgelegte Solaranlage notwendig ist, ist umstritten. Die Befürworter weisen darauf hin, dass das Wohnmobil teils über holprige Straßen fährt und dass die Solaranlage bei höheren Geschwindigkeiten andere Anforderungen erfüllen muss als eine solche, die statisch auf dem Dach eines Hauses angebracht ist. Eine für Wohnmobile optimierte Anlage funktioniere bei den Spannungen und Vibrationen während der Fahrt besser als eine, die nicht darauf ausgelegt ist. Gegner verweisen darauf, dass diese Unterschiede sich im Alltag kaum bemerkbar machen. Wofür Sie sich entscheiden, bleibt Ihnen überlassen – in solchen Fällen helfen Erfahrungsberichte und Bewertungen von Kunden oft weiter.
Fazit: Eigener Strom macht unabhängiger
Sie tun der Umwelt etwas Gutes und erlauben sich selbst etwas mehr Unabhängigkeit, wenn Sie sich für eine Solaranlage auf dem Wohnmobil entscheiden. Auch auf älteren Modellen lässt sich eine solche Anlage problemlos nachrüsten. Welche Art von Anlage sich für Sie lohnt, hängt vor allem von Ihrem Reiseverhalten, Ihrem Strombedarf und dem Platz ab, den Sie auf dem Dach haben. Da es eine ganze Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten gibt, bietet sich ein Besuch im Fachgeschäft an: Lassen Sie sich unverbindlich beraten und berücksichtigen Sie Erfahrungsberichte sowie Kundenbewertungen. Auf diese Weise finden Sie die Solaranlage, die ideal zu Ihren Bedürfnissen passt.
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