Hier darf ich campen! Wo geht es und wo nicht
Der Camping-Trend ist ungebrochen stark und nimmt in Zeiten der Pandemie sogar noch zu. Entsprechend kommt es immer häufiger vor, dass Urlauber das Wildcampen mit dem Wohnwagen versuchen: Die Campingplätze sind schon für einen langen Zeitraum ausgebucht. Du solltest aber sehr aufpassen, wo du den Camper aufstellst: Stehst du in einer Verbotszone, können empfindliche Strafen drohen.
Es muss nicht immer ein Campingplatz sein
In Deutschland ist das Wildcampen im Wohnmobil überwiegend verboten. Die einzelnen Bundesländer und teilweise auch die einzelnen Gemeinden haben aber eigene Regelungen. Daher kannst du dich im Vorfeld informieren, ehe du eine bestimmte Gegend ansteuerst: Vielleicht darfst du ja tatsächlich irgendwo abseits der Campingplätze stehen.
Gerade momentan kann es aber sein, dass die Regeln sehr strikt ausgelegt werden: Viel zu viele Urlaubswillige haben sich schon für das Wildcampen mit dem Wohnwagen entschieden. Und viel zu viele von ihnen haben ihren Müll und auch ihr Abwasser einfach dort hinterlassen, wo sie übernachtet haben. Entsprechend drücken die Behörden hier aktuell kein Auge zu.
Statt Wildcampen mit dem Wohnwagen: Temporärer Campingplatz
Ein Hamburger Unternehmer hat den Bedarf der Stunde erkannt und richtet sogenannte Pop-up-Campingplätze ein. Da auf den bisherigen Campingplätzen Abstandsregeln eingehalten werden müssen, werden weniger Gäste als sonst aufgenommen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Stellplätzen, da der Urlaub im Ausland aktuell schwierig ist. Und hier kommen die Pop-up-Campingplätze ins Spiel: Auf großen Flächen, die sonst beispielsweise für Festivals genutzt werden, entstehen temporäre Stellplätze.
Die Besucher müssen nicht auf sanitäre Anlagen verzichten: Ähnlich wie auf Festivals gibt es hier auch Dusch- und Toilettencontainer. Natürlich haben diese Plätze kein besonderes Programm zu bieten, aber der Veranstalter informiert die Besucher darüber, welche Ausflugsziele es in der näheren Umgebung gibt. Die Plätze sind sorgfältig abgesteckt, sodass jeder Camper hier genügend Platz hat, um die Abstandsregeln einzuhalten. Bislang ist erst einer der Plätze in Betrieb, aber es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, mehr Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.
Nacht für Nacht woanders
Wildcampen im Wohnmobil ist zwar in Deutschland weitestgehend verboten, aber es ist erlaubt, im Auto zu nächtigen, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Wenn du also kein Schild mit einem expliziten Verbot siehst, darfst du auf öffentlichen Parkplätzen oder auf Raststätten für eine Nacht stehen und schlafen. Einer kleinen Rundreise steht also nichts im Weg. Kannst du einem Urlaub auf einem festen Campingplatz also sowieso nicht viel abgewinnen, ist dies eine Alternative für dich. Das gilt zumindest, wenn du auf ein morgendliches tolles Panorama verzichten kannst und auch deine Campingmöbel eingepackt lässt.
Wohnen oder Campen
Ob du in einem Wohnmobil, einem Van oder einem Wohnwagen lebst oder nur Urlaub machst, ist ein großer Unterschied. Beim Urlaub nimmst du lediglich mit, was du brauchst, und kehrst danach in deine voll ausgestattete Wohnung zurück.
Entscheidest du dich hingegen für ein Leben im Wohnmobil, musst du umdenken: Nicht nur solltest du dich von vielen Besitztümern trennen, weil der Raum sehr beengt ist. Du musst auch bedenken, dass du dich regelmäßig mit Frischwasser und Gas versorgen musst, dass du Strom brauchst und dass dein Abwasser entsorgt werden muss. Hinzu kommt, dass du sehr sorgfältig darauf achten solltest, dass sich kein Schimmel bildet. Gerade im Winter ist das in einem derart überschaubaren Raum gar nicht so einfach.
Auch im Alltag kannst du nicht einfach zum Wildcampen dein Wohnmobil irgendwo aufstellen. Erkundige dich bei deiner Stadt: Viele Gemeinden haben extra Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile eingerichtet. Sie sind nicht besonders teuer. Auch Campingplätze bieten für Dauercamper oft günstige Sondertarife an. Und natürlich kannst du auch jederzeit auf dem Gelände von Privatpersonen stehen, wenn sie es dir erlauben.
Du musst dich also etwas einschränken und deinen Alltag anders organisieren. Auf der anderen Seite gewinnst du eine beträchtliche Freiheit hinzu: Du kannst den Standort wechseln, wann immer du möchtest, und jederzeit wieder ins Abenteuer starten. Außerdem sparst du einiges an Miete und kannst dich dank des minimalistischen Lebensstils gut auf das Wesentliche konzentrieren.
Idylle abseits der Zivilisation – hier kannst du Wildcampen mit dem Wohnwagen
Die Situation in Deutschland haben wir ja bereits geschildert: Auf das Wildcampen mit dem Wohnmobil solltest du hier lieber verzichten (abgesehen von den einzelnen Nächten auf den entsprechenden Parkplätzen).
Interessiert dich die Situation bei unseren Camping-begeisterten Nachbarn in den Niederlanden? Hier sieht es ganz ähnlich aus: Wildcampen mit Wohnwagen und Wohnmobil sind hier gänzlich verboten, auch auf Privatgrundstücken. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass es hier einige Leute arg übertrieben haben.
Gleiches gilt für Belgien. Hier solltest du zudem, auch wenn es verführerisch ist, vom Wildcampen mit dem Wohnmobil in den Dünen absehen: Die Kontrollen sind engmaschig und die Strafen bei einem Verstoß hoch. Allerdings gibt es sowohl in Belgien wie auch in den Niederlanden zahlreiche Campingplätze, sodass das Wildcampen keine Notwendigkeit darstellt.
Der Blick nach Osten
In Polen ist das Wildcampen mit dem Wohnwagen verboten. Eigentlich. Allerdings halten sich auch zahlreiche Polen selbst nicht an dieses Verbot, und die Ahndung der Verstöße wird selten rigoros gehandhabt. Wenn du niemanden störst und die Plätze so hinterlässt, wie du sie vorfindest, kannst du Glück haben und ungestörte Nächte verbringen. Allerdings gibt es dafür natürlich keine Garantie!
Auch in Tschechien gilt ein generelles Verbot. Hier kannst du allerdings bei den Besitzern von Privatgrundstücken fragen, ob sie dich einmal übernachten lassen. Lass dich aber nicht dabei erwischen, dass du zum Wildcampen deinen Wohnwagen in einem Naturschutzgebiet aufstellst. Das kann nämlich teuer werden! Besser ist es, wenn du die Nacht auf einem Rastplatz verbringst – dazu gibt es nämlich keine gesetzliche Regelung.
Etwas mehr Freiheiten haben Camper in Estland, Lettland und Litauen: Hier ist das Wildcampen mit dem Wohnwagen grundsätzlich erlaubt. Achte aber sorgfältig darauf, dass du weder auf einem Privatgrundstück noch in einem Naturschutzgebiet oder Nationalpark stehst! Außerdem solltest du dich vor dem Parken über die jeweils aktuellen Regelungen informieren, denn temporäre oder regionale Einschränkungen sind jederzeit möglich.
Wenig Chancen im Süden und Südwesten
Planst du eine Reise nach Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Frankreich, Spanien oder Portugal, solltest du dir in weiser Voraussicht schon einmal Möglichkeiten zur Übernachtung auf den Campingplätzen entlang deiner Route sichern. Das schränkt natürlich die Freiheit der spontanen Fahrt etwas ein, verhindert aber, dass du zur Schlafenszeit keinen Platz hast.
- In Österreich ist das Wildcampen im Wohnwagen nicht gestattet. Du darfst schon einmal an einer Raststätte oder an einem Straßenrand übernachten, allerdings solltest du dafür die Genehmigung der zuständigen Behörden eingeholt haben.
- In Italien sieht es ganz ähnlich aus: Während du für die Übernachtung auf Rastplätzen oder an Straßen eine Genehmigung benötigst, ist das Wildcampen mit dem Wohnmobil insgesamt verboten. Besonders in Küstennähe und in Naturschutzgebieten sind die Kontrollen streng. Allerdings kannst du Privatpersonen um Erlaubnis bitten, auf ihrem Gelände zu nächtigen.
- Slowenien verbietet das Wildcampen mit dem Wohnwagen ebenfalls. Du darfst hier nach dem Gesetz weder auf Parkplätzen noch an Straßen übernachten und auch auf Privatbesitz eigentlich nicht. Allerdings lassen manche Besitzer größerer Grundstücke Reisende hin und wieder für eine Nacht bleiben.
- Kroatien, dieses Traumland für viele Camper, ist sogar noch strikter: Du darfst nicht wild campen, aber auch nicht auf Parkplätzen, an Straßen oder auf Privatgrundstücken übernachten. Wirst du erwischt, wird es teuer. Allerdings gibt es in Kroatien viele Campingplätze jeder Größe.
- Auch Frankreich geht rigoros gegen unerlaubtes Wildcampen vor: In den Küstenbereichen kann dich eine unerlaubte Übernachtung leicht 1.500 Euro kosten. Allerdings haben viele Gemeinden sehr günstige Stellplätze, auf denen Reisende die Nacht verbringen können. Und auch auf Privatgrundstücken darfst du nächtigen, wenn der Besitzer es erlaubt.
- In Spanien gibt es in der Theorie kein komplettes Wildcamping-Verbot. Allerdings gehören die meisten Grundstücke Privatpersonen, bei denen du die Erlaubnis zum Übernachten einholen musst. Und da diese auch ganz woanders wohnen können, ist das nicht einfach. Teuer wird es, wenn du dich in Campingverbotszonen erwischen lässt. Das sind vor allem Küstengebiete, aber auch Naturschutzgebiete und Jagdgebiete. Auf Nummer sicher gehst du auf dem Campingplatz. Achtung: Warst du schon einmal in Spanien und kannst dich noch erinnern, wo du wild gecampt hast, solltest du auf jeden Fall überprüfen, ob das noch erlaubt ist! Es sind viele Verbotszonen hinzugekommen.
- Portugal verbietet an sich das Wildcamping mit dem Wohnwagen auch, wirklich streng wird die Regelung allerdings nur zu touristischen Hochzeiten und in den stark frequentierten Urlaubsgebieten wie der Algarve umgesetzt. Wenn du also Nacht für Nacht deinen Standort wechselst, deinen Müll mitnimmst und niemanden störst, kommst du vielleicht um die Campingplätze herum. Zünde aber auf keinen Fall ein Feuer an! Die Waldbrandgefahr in Portugal ist hoch, und in diesem Fall kennen auch die eigentlich Campern gegenüber entspannten Portugiesen keine Milde.
Camperparadies Skandinavien
Das Wort „Jedermannsrecht“ ist Musik in den Ohren jener Urlauber, die Wildcampen besonders schön finden: Es besagt, dass in Schweden, Norwegen und Finnland das Campen (allerdings mit dem Zelt) überall dort erlaubt ist, wo es nicht explizit verboten ist. Für Wohnmobile, Vans und Wohnwagen gilt diese Regelung allerdings nicht. Jedoch kannst du dich an den Straßenrand stellen, wenn du den Verkehr nicht behinderst, oder auf öffentlichen Parkplätzen stehen.
Die Regeln für ein geruhsames Camperleben in Skandinavien sind einfach: Störe nichts und niemanden. Das heißt: Schrecke keine Tiere durch Lärm auf, knicke nicht mutwillig Pflanzen ab, nimm deinen Müll mit und entsorge dein Abwasser an geeigneten Stationen. Mach nur dort Feuer, wo es explizit gestattet ist, und behindere nicht den Verkehr. Beachtest du diese Punkte, kannst du in Skandinavien recht komfortabel campen.
Großbritannien – Unterschiede zwischen den Ländern
Schottland hat ebenso wie Skandinavien das Jedermannsrecht für Zelte und Biwaks. Für Wohnmobile sieht es aber nicht ganz so rosig aus: Du solltest mindestens 14 Meter von jeder Straße entfernt stehen und außerdem den Besitzer des Grundstücks um Erlaubnis bitten, über Nacht zu bleiben. Oft wird diese gewährt, aber es steht den Besitzern zu, Wohnmobilreisende weiterzuschicken.
In England und in Wales brauchst du für das Übernachten außerhalb von Campingplätzen eine behördliche Genehmigung. Möchtest du auf privatem Grund bleiben, fragst du den Besitzer um Erlaubnis. Oft bekommst du sie.
In Nordirland gibt es ein Verbot des Wildcampings. Allerdings kannst du auch hier nachfragen, ob du auf einem privaten Grundstück bleiben darfst. Stell dein Wohnmobil aber nicht in Natur- oder Landschaftsschutzgebiet ab!
Irland – Verbot und Toleranz
Auch im schönen Irland ist das Wildcamping mit dem Wohnmobil verboten. Allerdings darfst du mit der entsprechenden behördlichen Erlaubnis auf öffentlichen Parkplätzen übernachten oder auf Privatbesitz. Hier fragst du natürlich noch freundlich beim Besitzer nach – oft ist die Antwort eine positive.
Fazit: Wildcampen mit dem Wohnmobil ist oft verboten
Im Laufe der Jahrzehnte sind immer mehr Verbotszonen für das Wildcampen mit dem Wohnwagen entstanden. Das ist die Reaktion darauf, dass rücksichtslose Camper die Menschen und die Natur in der Umgebung gestört und nach ihrem Aufbruch Müll und Abwässer hinterlassen haben. Hinzu kommt die Tatsache, dass es inzwischen sehr viele Camper gibt und dass auch die einsamen Plätze schnell überlaufen sind.
Entsprechend musst du jetzt in ganz Europa sehr genau hinschauen, um eine Möglichkeit zum Wildcamping zu finden. Am einfachsten findest du sie noch in Skandinavien, Estland, Lettland und Litauen sowie in Schottland. Allerdings gilt auch hier, dass du höflich anfragen solltest, ob du am entsprechenden Ort stehen darfst oder nicht.
Ein paar Faustregeln kannst du dir für das Wildcamping mit dem Wohnmobil auf jeden Fall merken:
- Bleibe am besten immer nur eine Nacht an einem Ort.
- Verhalte dich ruhig, um weder Menschen noch Tiere zu stören.
- Meide Naturschutzgebiete und Nationalparks; in diesen sind Caravans oft strikt verboten.
- Entzünde kein Feuer.
- Nimm deinen Müll mit und leere deinen Abwassertank nur an den dafür vorgesehenen Stationen.
Insgesamt lohnt es sich, wenn du dich im Vorfeld genau über die Bestimmungen an deinem jeweiligen Reiseziel informierst. Vielleicht lässt es sich ja einrichten, dass du einen Teil der Nächte auf einem Campingplatz und einen anderen Teil in der freien Natur verbringst? Ansonsten gilt: Mit Höflichkeit und rücksichtsvollem Verhalten ist schon eine Menge gewonnen. Und eine freundliche Frage wird durch ein kleines Gastgeschenk wie eine gute Flasche Wein noch angenehm unterstrichen.
Bildquelle: pixabay, grand-teton-2101142_1920.jpg